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Russland - Sibirien
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Zwischen Ural und Baikalsee: die großen 5 Städte
Omsk, Novosibirsk, Tomsk, Krasnojarsk, Irkutsk
Es ist immer wieder das gleiche Bild:
Etwa 20, ja 30 Kilometer vor den großen sibirischen Städten beginnen die
sich endlos hinziehenden dorfähnlichen Datschen-Siedlungen. Hier verbringen
die Stadtbewohner jeden freien Tag. Weniger, um sich zu erholen, vielmehr,
um Obst, Gemüse und Kartoffeln anzubauen. Diese winzigen privaten Gärten
haben Rußland bisher vor einer katastrophalen Hungersnot bewahrt, nachdem
die meisten der früheren staatlichen Agrarindustrien (Kolchosen) weitgehend
zusammengebrochen sind.
Schließlich fährt man an den gigantischen Namensschildern
der jeweiligen Stadt vorbei, muß recht häßliche Industrievororte passieren
mit rauchenden Schloten und brutalen riesigen Heizrohr-konstruktionen
neben der Straße (wenn man nicht auf weiträumigen Umgehungsstraßen die
gesamte Region umfährt). Schließlich gelangt man dann doch meist in den
alten, vormals prächtigen Stadtkern mit klassizistischen Häusern und Villen,
Kathedralen und Regierungsgebäuden. Unterbrochen immer wieder durch die
verfallenden, grauen Plattenbauten vergangener sozialistischer Massenarchitektur.
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Omsk am Irtysch
Omsk: Prachtstraßen vergangener Jahrhunderte
Omsk: Opernhaus
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Omsk
Die zweitgrößte sibirische Stadt wurde vor 300 Jahren gegründet,
hat jetzt über einer Million Einwohner und liegt am Zusammenfluß
von Om und Irtysch.
Omsk beherbergt Universitäten und Hochschulen sowie eine große Zahl
von Museen, Theater und Orchester. Der historische Stadtkern mit
Parks und Alleen ist sehenswert.
Wir besuchen die geteilte Kirche mit der
unter einem Dach praktizierten Ökumene. Und ich gehe in das Intourist/Fremdenbüro,
in dem ich bereits vor einem Jahr gewesen bin. Man begrüßt mich
freundlich wie einen guten alten Bekannten, erinnert sich und erklärt,
daß der letzte Besucher dort ich selbst gewesen sei, eben vor einem
Jahr....
Omsk: Kathedrale
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Novosibirsk
Etwa 700 km weiter östlich erreichen wir die Metropole Sibiriens:
Novosibirsk, die 1,6-Millionenstadt an der Kreuzungsstelle
zwischen der Transsibirischen Eisenbahn (größter Bahnhof Rußlands)
und dem hier fast 1 km breiten Strom Ob.
Novosibirsk ist eine junge Stadt; sie wurde vor
nur etwa 100 Jahren während des Baues der Transsib gegründet.
Durch ihr kulturelles Leben (Oper, Symphonieorchester,
Theater, Museen) und mehr noch als Hochburg der Wissenschaften hat
diese Stadt eine weit über Sibirien hinausreichende Bedeutung.
In dem benachbarten Akademgorodok, einem
Städtchen der Wissenschaften sammelten sich - vor allem in
den Zeiten des Kommunismus - nahezu so viele Wissenschaftler wie
in Moskau (Kernforschung!).
Wir haben in dieser Stadt mit schönen Häusern Symbole
vergangener Pracht, mit der Metro und der Transsibirischen Eisenbahn
Hinweise auf ihre Bedeutung als sibirischer Verkehrsknotenpunkt
aber mit Straßenhändlern und Bettlern auch unübersehbar alle Zeichen
einer großen Armut gesehen.
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Novosibirsk: Bahnhof, Transibirische Eisenbahn
Novosibirsk: prächtige Villen
Straßenhändler vor dem Bahnhof
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Tomsk: Kathedrale
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Tomsk: alte Häuser der Reichen |
Tomsk: alte Pracht |
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Tomsk: fliegende Händler
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Tomsk
Tomsk liegt etwa 300 km nördlich von Novosibirsk und damit abseits
von der Transsibirischen Eisenbahn.
Die Stadt (etwa 600.000 Einwohner) wurde vor etwa
400 Jahren gegründet und ist damit eine der ältesten Sibiriens.
Es ist die Hochburg der Jäger und Pelzhändler gewesen und bietet
die prächtigsten Ensembles an alten phantasievoll durch Schnitzereien
geschmückten Holzhäuser, die unter Denkmalschutz stehen.
Ganz zu Unrecht ist Tomsk kaum von Fremden besucht; ein Umweg
ist lohnend.
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Krasnojarsk
Unser Kilometerzähler ist um weitere 500 km vorgerückt, als wir an dem
riesigen Ortsschild von Krasnojarsk vorbeikommen. Wir wissen aus unserem
Führer, daß wir hier in der Grenzregion zwischen West- und Ostsibirien
angekommen sind. Es ist das Stromgebiet eines der gewaltigsten aller sibirischen
Flüsse: des Jenissei.
Die Stadt ist sehr weiträumig: man hatte ausreichend Platz, nicht sehr
ansprechend und durch die Industrie besonders schmutzig und düster.
Von einem Ende der Stadt zum anderen sind es etwa 40 km!
Einfahrt nach Krasnojarsk
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Irkutsk
Die letzte der großen Städte auf unserem Weg zum Baikalsee wird nach weiteren
etwa 1000 km erreicht. Es ist das wirtschaftliche, kulturelle und verkehrstechnische
Zentrum Ostsibiriens.
Die Stadt wurde vor etwa 350 Jahren als Stützpunkt der Kosaken an der
aus dem Baikalsee kommenden Angara gegründet. In einer Flußkrümmung findet
sich das alte Zentrum mit einigen sehenswerten Kirchen, Häusern und Museen.
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Irkutsk: Kathedrale |
Irkutsk: Kirchlein, gut restauriert |
Irkutsk: Überbleibsel... |
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Eindrücke
Von der Kochkunst der Russen ist in den Restaurants oder den großen
"Internationalen Hotels" nichts zu spüren. Sie offenbart sich einem erst,
wenn man das Glück hat, als Gast in eine Familie zu kommen. Dann löffelt
man Borschtsch, eine herzhafte, wohlschmeckende Suppe! Es fehlt an nichts,
die Tafeln biegen sich. Alle bringen irgend etwas Köstliches mit. Und
es werden Wassergläser voll Wodka geleert und immer wieder gefüllt.
Ganz sicher singt die Runde dann zu fortgeschrittener Stunde melancholische
russische Lieder. Irgendeiner spielt Balalaika oder Zieharmonika. Und
wenn dann noch im Hintergrund ein paar Scheite im Ofen knistern, weiß
ich, daß ich nie tauschen wollte gegen ein Festbankett im Fünf-Sterne-Hotel
sonstwo auf dieser Welt...
Aber es gibt auch unangenehme, bedrückende Bilder.
Die Bevölkerung hier in Rußland hat, um es vorsichtig
zu formulieren, noch kein ausgeprägtes Gefühl für umweltgerechtes
Verhalten. Die Menschen, so scheint es, denken nicht an die Nachkommenden,
an die Zukunft, an die durchaus endliche Natur.
Wo sie ihren Fuß hinsetzen, hinterlassen sie Müll, Öl und Diesel, Schrott
und Plastik, zerstörte und verwüstete Natur. Im Kleinen sehen wir das
an allen Aussichts- oder Rastplätzen, in größerem Maßstab im Umfeld der
landwirtschaftlichen Betriebe und vor bzw. in den Städten. Eine katastrophale
Größenordnung erreicht diese Sorglosigkeit schließlich bei den geplatzten
Ölpipelines, den radioaktiv verstrahlten Ländereien im Umfeld kerntechnischer
Anlagen und schließlich dem bedrohten Baikalsee und dem bereits fast toten,
austrocknenden, versalzenden Aralsee.....
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© Prof. Uhlich, 2001 |