bulgarische Klöster-Tour -> Reisebericht | ||||||
Nach der bulgarischen Grenze bei Zajcar (Staatsstrasse 5 bzw. 14 in Bulgarien, freundliche Abfertigung, keine Kontrolle, Strassenbenutzungsgebühr für 1 Monat für 13 Euro) geht es wenige Kilometer später rechts ab auf eine kleine Straße in Richtung Belogradčik. Nach etwa 15 km erreichen wir das Rakoviški-Kloster, ein wahres Kleinod.
Auf einem Parkplatz davor parken wir, öffnen die Klostertür und finden uns neben einem wundervollen kleinen Landhaus, blumengeschmückt, mit bemalten Wagenrädern, Stühlen, Tischen, Weinlaub und unendlich vielen Blumentöpfen. Uns fällt eine kleine modernere Kirche auf, die aber geschlossen ist. Dann kommen wir an die "alte", winzig kleine mittelalterliche Kreuzkuppelkirche (12.-14. Jh.) mit später angebautem Narthex und offenem kleinen Portal.
Atemberaubend die hervorragend erhaltenen Wandgemälde (1825, 1979 restauriert) mit einer Vielzahl von Figuren, Szenen aus dem Leben Christi, Heiligenbildern, den Gerechten und Verdammten, der typischen langen Schlange, die alle Sünder vertilgt, dem Abbild des Stifters, der die Kirche in der Hand hält: ein wundervoller Beginn unserer Klostertour durch Bulgarien.
Gleich in der Nähe das Städtchen Belogradčik (etwa 30.000 Einwohner). Besuchenswert die auf rotem Sandsteinfelsen gebaute türkische Festung mit wuchtigen Pforten. Oben auf der Festung führt der Pfad zu mehreren Plateaus mit skurrilen Felsmonumenten und einem wundervollen Blick über Stadt und Hinterland. Bei der Weiterfahrt und auch in den dann folgenden Tagen sehen wir nicht einen einzigen Touristen, aber weitgehend entvölkerte Dörfer mit zerfallenden Häusern, kaum Menschen auf den Straßen, niemand arbeitet auf den Feldern. Wir haben das Gefühl, durch eine verlassene, sehr verarmte, scheinbar vergessene und vergehende Welt zu fahren. Später werden wir hier und da dem zaghaften Beginn eines Wiederaufbaues und einer Neuorientierung begegnen... Das beinahe benachbarte – malerisch in einem Tal gelegene – Lopušanski-Kloster erreichen wir nach etwa 15 km.
Wir parken vor der Tür zum Klostergelände, das einladend offen steht. Man fühlt sich irgendwie geborgen, wenn man das Kloster betritt und sich im großen Rund der Anlage befindet. Auch die sehenswerte, 1856 geweihte Kirche ist geöffnet. Hier nimmt uns sofort die wundervolle und berühmte Ikonostase (1863) mit herrlichen Schnitzereien aus Lindenholz und einer wirklich sehr großen Zahl von Ikonen gefangen.
Kurz vor 19 Uhr kommt dann ein würdiger bärtiger Mönch auf uns zu und spricht uns – nachdem er merkt, dass wir Deutsche sind – in deutscher Sprache an und sagt, dass er jetzt eine Messe feiern möchte (mit seinen 5 Mönchen oder Novizen), dass wir daran teilnehmen könnten und dass er uns dann im Anschluss gern zum Abendessen einladen würde.
Es gibt Schafskäse mit Paprikaschoten in Öl, einen selbstgebrannten Schnaps (Rakija) und anschließend die landestypische weiße Bohnensuppe. Später erfahren wir, dass unser freundlicher Gastgeber der Vikar-Bischof dieser Region, also der Stellvertreter des Metropoliten von Vidin ist. Wir unterhalten uns sehr nett und lange mit ihm, genießen seine große Gastfreundschaft und werden ihm am Folgetag erneut als dem ehemaligem Abt eines anderen Kloster (allerdings nur auf einer Ehrentafel abgebildet) begegnen.... Das folgende Kloster Klisurski, nur wenige Kilometer entfernt von dem Städtchen Berkovica, ist deutlich erkennbar durch die Sauberkeit, die Vielzahl von Blumen und die gepflegten Wege ein Frauenkloster (mit 6 Nonnen, wie wir später erfahren).
Man geht in dieser Anlage entweder sofort in die Kirche oder das Museum und klingelt, wenn es abgeschlossen ist. Es wird dann immer jemand kommen, aufschließen, erklären oder auch eine kleine Führung anbieten (allerdings nur in bulgarisch oder etwas kümmerlich mit einigen Brocken Englisch).
Eindrucksvoll in der Kirche erneut die phantastische Ikonostase mit erstaunlich vielen farbenfrohen und gut erhaltenen Bildern. Sehenswert auch das kleine "Museum" dicht daneben. Von dort starten wir dann auf einer gut zu befahrenden schmalen Paßstraße (etwa 40 km) in Richtung Čerepiški Monastir.
Dabei führt uns diese Paßstraße anfangs über eine von Akazien gesäumte Allee, wobei die über und über weiß blühenden und duftenden Blütendolden weit über die Straße hängen und nach unten gedrückt werden. Bei der südlichen Abfahrt gibt es herrliche Serpentinen, Blicke in das Tal und z.T. auch etwas engere Passagen, die etwas fahrtechnisches Geschick erfordern.
Zusammengefasst unser Eindruck vom bald erreichten Čerepiški-Kloster: Es hat mit seiner Kirche "Sveti Georgi" aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts eine wundervolle Lage direkt am Fluss Iskăr. |
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Schließlich gibt es in der Klosteranlage herrliche Plätze zum Meditieren, an denen auch der Freiheitsdichter Ivan Vasov bei seinen Aufenthalten gesessen haben soll. Die Gebäude sind im Stil der "Wiedergeburtszeit" errichtet. Etwas verwunderlich auch hier die absolute Einsamkeit: wir begegnen kaum einem Menschen, keinem Besucher, nur einer Bewohnerin, die etwas versonnen auf ihrem Stuhl sitzt... Anschließend führt uns der Weg ein kurzes Stück weiter in Richtung Sofia, wo wir bald links abbiegend zum "Kloster der 7 Altäre" kommen, dem Kloster Sedemte Prestola.
Die Kirche bietet eine interessante Architektur: sie zeigt eine spezielle Form der Kreuzkuppelkirche mit Seitenkapellen, Eso- und Exonarthex. Sie wurde um 1800 in ihrer heutigen Form gebaut.
Das Kloster allerdings wurde bereits im 11. Jahrhundert gegründet und war ein wichtiges Zentrum der Kultur und Aufklärung. Die Ikonostase stammt aus dem 17./18. Jahrhundert. Wir sind ein wenig amüsiert und freuen uns über den sehr liebevoll mit Blumen, Schmuck, Zwergen, Kanonen, Wagen und ähnlichem Kleinkram geschmückten Klostergarten.
Von einer Frau am Verkaufsstand der Kirche ist zu erfahren, dass in dem Kloster heutzutage keine Mönche oder Nonnen mehr tätig seien. Das Kloster Kremikovci mit seiner "Sveti Georgi" erscheint uns "wie eine Offenbarung"! Es ist ein Frauenkloster am Südabhang des Balkans, 25 km entfernt von Sofia. (42° 47' 50'' N; 23° 30' 27'' O), und in der Nähe des größten Stahl-Industrie-Komplexes Bulgariens gleichen Namens gelegen.
Der Weg von Kremikovci zum Kloster ist etwas schwierig zu finden und geht ein gutes Stück in sehr kurvigen schmalen Kehren kilometerweit bergan, so dass man fast meint, man habe sich verfahren. Doch dann ist man oben; es gibt einen kleinen Parkplatz und von dort nur einige Schritte weiter bergan öffnet sich das Klostergelände und man steht vor der neuen Kirche.
Die ältere der beiden Kirchen stammt aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Aus der gleichen Zeit sind phantastische monumentale Fresken erhalten, die u.a. den Stifter mit seiner Familie (einem Sofioter Patrizier) darstellen. Außerdem erkennen wir den Schutzpatron des Klosters, den Heiligen Georg, sowie mehrere Szenen aus dem Leben Christi und andere Darstellungen verschiedener Heiliger (u.a. Nikolaus). Angebaut und mit Fresken versehen sind zwei Narthices (einer erhalten) aus dem Anfang des 16. Jahrhundert. |
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Wir fahren nach dem Klosterbesuch einige Kilometer den Berg hinab auf eine Wiese mit Blick auf Sofia und das Vitoša-Gebirge vor uns, im Hintergrund das Kloster, über uns blauer Himmel und die Abendsonne. In der Nacht später dann ein wundervoller Blick auf das Lichtermeer von Sofia. Wer sich der bulgarischen Hauptstadt Sofia nicht völlig verweigert, sollte sich einige Stunden Zeit nehmen und sich – wie wir – die folgende Auswahl der Sehenswürdigkeiten anschauen. Als kleine Anregung skizzieren wir in Stichworten unser Besuchsprogramm, das wir uns vorgenommen hatten, nachdem wir unser Fahrzeug sicher und gegen eine geringe Gebühr auf dem Parkplatz der "Hallen" - dem Einkaufszentrum in der Stadt - geparkt hatten. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sehen wir die Banja-Baschi (= viele Bäder) - Moschee (1576 errichtet und die größte Moschee Sofias und gleichzeitig eine der ältesten in Europa) und hinter ihr das 1910/11 an Stelle des alten türkischen Hammams (aus dem 16.Jh.) errichtete Mineralbad.
Nach wenigen Minuten auf dem Bul. Dondukov erreichen wir gegenüber vom deutschen Kulturinstitut das 5-Sternehotel Arena di Serdica, bei dessen Errichtung vor ein paar Jahren Reste des alten römischen Theaters entdeckt wurden. Man hat sie architektonisch sehr geschickt in den Hotelneubau einbezogen. Wir müssen mehrere Stufen einen Hügel ersteigen (das röm. Theater war typischerweise hier angelegt), um nach wenigen Schritten zur Sveta Sophia, Sophienkirche zu gelangen, von der die Stadt ihren heutigen Namen hat.
Diese dreischiffige gewölbte Kuppelbasilika aus Backstein wurde über mehreren zerstörten Vorgängern im 8./9. Jh. errichtet und danach mehrmals umgebaut und restauriert. Von hier sieht man die Alexander-Nevski-Kathedrale: als Bischofssitz nach der Befreiung 1878 begonnen, aber erst 1904-12 fertiggestellt (sozusagen eine 'Nachahmung' der Hagia Sofia), die Nationalversammlung und die Akademie der Wissenschaften. Vorbei an der russischen Kirche, errichtet 1912, und dem ehemaligen Zarenpalast (der heutigen Nationalgalerie) gelangen wir durch den Park am "verschwundenen" Dimitrov-Mausoleum zum Nationaltheater und dem Archäologischen Museum. |
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Sie steht auf den Ruinen eines 'offiziellen Gebäudes' aus der Römerzeit mit Fußbodenheizung (2./3. Jahrh.). Bewegend, fast anrührend dann in einer unterirdischen Passage die kleine Sveta Petka vermutlich aus dem 15. Jh. mit recht gut erhaltenen Fresken aus dem 16. und 17. Jh., in der wir mit zwei Mönchen in ein kurzes Gespräch kommen. |
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Ausfahrt aus Sofia und Fortsetzung der Klostertour mit dem Start über die Autobahn Nummer 2 in Richtung Osten und Abfahrt in Pravec zum Städtchen Etropole und zum gleichnamigen Etropolski-Kloster.
Die Klostergründung wird in das 12. Jahrhundert datiert, die dreischiffige Kreuzkuppelkirche stammt aus dem Jahre 1858. Auch hier im Kloster hatte sich der Volksheld und Widerstandskämpfer Vasil Levski versteckt. Wieder imponiert die absolute Ruhe, keine Besucher oder "Bewohner", aber einige Bauarbeiter. Die Kirche ist von einem Geviert von 2-stöckigen Häusern mit sehr vielen Zimmern umgeben, in denen sich Betten zum Übernachten finden, einige Zimmer sind als eine Art Museum ausgestattet, etwas Gerümpel und Baudreck liegt herum. Aber: hier wird erkennbar gearbeitet, es bestehen offensichtlich Konzepte über die weitere Gestaltung und für die Zukunft der Klosteranlage. Genaueres allerdings können wir hierzu nicht erfahren.
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Besonders drastisch gestaltet ist das Lebensrad, ebenso die Darstellung der Gerechten und der Sünder, Ungeheuer Heere von |
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Sie zeigt Maria und das Jesuskind und eine dritte versilberte Hand, die von rechts ins Bild kommt. Nach der Sage wollte ein Mönch ursprünglich diese Ikone weitertragen, nachdem er im Kloster genächtigt hatte. Allerdings wurde die Ikone entgegen seinem Auftrag immer wieder zurück ins Kloster transportiert, so dass er nach dreimaligen vergeblichen Versuchen, sie mit sich zu nehmen, beschloss, sie dann eben doch dort im Kloster zurück zu lassen. Seither wird diese Ikone sehr verehrt. Durch das Städtchen Gabrovo geht es dann zum Drjanovski-Kloster. Dies ist offensichtlich ein touristisch überlaufenes, von 3 Mönchen bewohntes, von Bussen voller Besucher überschwemmtes und durch ein großes Hotel ergänztes Kloster.
Viele Souvenirläden und -verkäufer sowie Imbißbuden umgeben es. Die historische Bedeutung dieses Drjanovski-Klosters liegt wohl darin, dass im April 1876 von hier aus eine Handvoll Freischärler gegen eine türkische Übermacht gekämpft (und verloren) hat. Daher resultiert vor Ort eben diese merkwürdig anmutende Mischung aus großem Pathos, zur Schau gestellter Religiosität, kunstgeschichtlicher Bedeutung und nicht zuletzt bulgarischem Patriotismus. Auch während einer "Klostertour" empfiehlt sich der Besuch eines Kastells: die Festung Červen.
Sie ist so etwas wie eine kleinere Ausgabe des Zarevec in Veliko Tărnovo, steht auf einem Felsen, ist nur über eine Treppe mit 235 Stufen erreichbar und gestattet einen wundervollen Ausblick in das Tal des Flusses "Rusenski Lom". Beim Rundgang erkennt man die gewaltigen Reste der Türme und Mauern aus dem 13./14. Jahrhundert, die den Festungsteil umschließen.
Wir sehen eine große Zahl von größeren und kleineren Kirchen, Türmen und dann eben den Palast mit Hof und den Resten eines Festsaales. Immer wieder bieten sich schöne Ausblicke über das Tal, das Dorf unten im Flusstal und zu einer klosterähnlichen Struktur auf dem gegenüberliegenden Berg. Die weitere Fahrt bringt uns dann nach etwa 15 km zu dem Ivanovo – Felsenkloster - Komplex (Weltkulturerbe). Diese "Mönchsbehausung" mit Mutter-Gottes-Kapelle ist erst im letzten Jahrhundert entdeckt worden, stammt aber aus dem 14. Jahrhundert. Wir steigen hinauf in eine dieser kleinen Mönchskammern. Sie besteht aus drei kleinen Räumen, welche in etwa 30m Höhe in den Kalkstein-Felsen gehauen worden sind. Man tritt aus einer dieser Höhlen auf einen atemberaubend über dem Abgrund schwebenden etwa 3 qm großen "Balkon".
Ein Führer, der völlig allein da oben sitzt und auf Besucher wartet, gibt uns lange und sehr detaillierte Auskunft. Wundervoll erhaltene Fresken an den Wänden zeugen vom Leben dieser Einsiedlermöche unter den damaligen höchst asketischen Lebensbedingungen. |
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Sie sollen über einen Zeitraum von etwa 300 Jahren dort oben gelebt haben. Der archäologisch Höhepunkt dieser Tage aber ist wohl bei Sveštari der Besuch des Thrakischen Fürstengrabs, Weltkulturerbe.
Es sind drei Räume, etwa so groß wie ein kleines Wohnzimmer, aus behauenen Steinen, mit 10 weiblichen Figuren an den Wänden, die den Himmel zu tragen scheinen, ein Schrein, zarte Farbreste. Vor rund 2.500 Jahren pflegte man (als König, Zar, Adliger oder jedenfalls Herrscher) zu seiner Geburt mit seinem Grabbau zu beginnen. An diesem Grab nun ist erkennbar, dass man nicht mit allen Steinmetzarbeiten fertig geworden war. Die Knochen, die man fand, zeigen einen Mann von etwa 30 Jahren und dann (Lieblingsfrau ?) ein weibliches Skelett von etwa 20 Jahren. Außerdem sind in den Vorräumen Knochen von 3 Pferden, Hund und Schwein gefunden worden sowie Werkzeuge, Schmuck, Tongefäße etc. Wir starten schließlich am folgenden Tag zu unserer ersten Besichtigung eines "ethnographischen Juwels", nämlich des Dorfes Žeravna am Balkanrand. |
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Nach einer ziemlich langen, nervenden, feuchten, holperigen Fahrt auf der Staatsstrasse 7 – unterbrochen durch ein schönes Mittagsessen – kommen wir nach Preslav Ziel hier ist "die Ausgrabung" und der Besuch des sehr schönen und empfehlenswerten Museums. |
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Man zeigt uns die Schatzkammer, gibt eine kurze Museumsführung, präsentiert uns einen Film und entlässt uns auf das Ausgrabungsgelände, das allenfalls nur "befriedigend gut" erhalten ist. Dafür, dass dies ein für die gesamte bulgarische Nation wichtiges Denkmal ist, nämlich die "zweite Hauptstadt" Bulgariens im 8. und 9. Jahrhundert, wundert uns, wie wenig besucht es ist ... . Das nächste kurze historische Intermezzo gilt dem Besuch des sog. "Thrakischen Reiters", Weltkulturerbe. Dies ist ein überlebensgroßes Reiterbildnis, herausgehauen aus einer Felswand in etwa 23 m Höhe und auch heute noch sehr schön erkennbar.
Es entstand wohl im 7./8. Jahrhundert. Man erkennt einen Reiter, sein Pferd, den Jagdhund und einen Löwen, erlegt zu seinen Füßen. Wir denken, dass dieses Ensemble so etwa 4 x 6 m misst. Dabei ist dieser "Reiter von Madara", wie er auch genannt wird, wohl ein versinnbildlichter Herrscher des 1. Bulgarischen Reiches, vielleicht Khan Tervel (der 701 – 718 regierte) oder auch sein Vater Khan Krum. Dicht dabei sollte man sich noch Höhlen bzw. Grotten anschauen unterschiedlicher Größe und Funktion (eine war als Kapelle ausgezeichnet und beherbergte Ikonen und Spenden Gläubiger). Als letzte Aufgabe des Tages wollen wir die Ausgrabung und die große Basilika aus jener Zeit (7. bis 9. Jahrhundert) in Pliska kennenlernen, nur wenige Kilometer von den Felswänden des thrakischen Reiters entfernt. Diese Anlage von Pliska gilt als die "erste Hauptstadt des Bulgarenreiches". |
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Vor uns liegen nun einige Tage am Schwarzen Meer. Wir erreichen gegen Mittag Varna, die drittgrößte Stadt des Landes (mit wenig Verkehr am Sonntag); rasch haben wir die Ausfahrt Richtung Balčik bzw. Durankulak, dem Grenzort nach Rumänien, gefunden. |
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Unser nächstes Ziel: Kap Kaliakra. Es ist eine Enttäuschung, weil überschwemmt von Touristen, weil zudem das ganze Kap (eingezäunt und als militärisches Sperrgebiet) nicht zu betreten und gesperrt ist und weil man weit davor parken muss. Dennoch verbuchen wir auf der Positivliste: es gibt einige Ausgrabungen zu besichtigen (wie Kirchen, alte Wohnanlagen und in Resten ein Kastell). Aber am Ende wieder eine Unmenge von Souvenirläden... . |
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Schließlich aber finden wir eine traumhaft schöne Bucht dicht am Meer bei Šabla. Bei unserer Ankunft angeln dort noch einige Bulgaren, fahren aber recht bald weg, so dass wir am Abend völlig allein sind.
Von niemandem einsehbar oder erkennbar sitzen wir noch lange in der Abendsonne und lauschen auf das Rauschen des Meeres. Übrigens haben wir während unserer gesamten Tour ausschließlich "frei" und an Stellen, die wir uns selbst ausgesucht haben, übernachtet und gestanden – ohne je gestört, belästigt oder gar vertrieben worden zu sein. Ein weiterer touristischer Höhepunkt und viel weiter südlich an der Schwarzmeerküste Bulgariens gelegen ist Nessebăr. Wir parken am Rande der auf einer künstlichen Halbinsel gelegenen Altstadt, deren Befahren untersagt ist (das gesamte Ensemble ist Unesco-Kulturerbe). Wir passieren das aus der griechisch-römischen Antike stammende, gut rekonstruierte Tor. |
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Ein Flyer aus dem Museum erleichtert uns die Orientierung bei dem nun folgenden Kirchen-Bummel. Wir beginnen bei der besonders eindrucksvollen Stephanskirche und ihren wundervollen Fresken.
Gebaut vom 11. bis 13. Jh. wurde die dreischiffige Basilika im Zusammenhang mit ihrer Erhebung zur zweiten Bischofskirche mit den noch erhaltenen Fresken (Inschrift von 1599) ausgemalt, die in ihrer Schönheit denen vom Kremikovci-Kloster nicht nachstehen.
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Ein paar Schritte nur sind es zur Johanneskirche. Deren Beinamen Aleiturgetos ("die Ungeweihte") findet seine Erklärung in der Legende, dass die Kirche kurz vor der Weihe 1366 durch die Soldateska des Grafen Amadeus VI. Von Savoyen (1334 - 1383) in Brand gesetzt wurde.
Die weiterentwickelte Kreuzkuppelkirche ist eines der bedeutendsten mittelalterlichen Baudenkmäler Bulgariens und besticht durch ihre reiche Außenverzierung (doppelte lombardische Arkaden mit plastisch verzierten Schlusssteinen, keramische Inkrustationen). An der nächsten Kirche Christus Pantokrator, einer Kreuzkuppelkirche aus dem 14. Jh., können wir die reiche Außenverzierung besonders gut studieren.
Im Inneren befindet sich derzeit eine repräsentative Ausstellung alter Landkarten. Schließlich besuchen wir noch die Kirche Sveti Spass, eine kleine einschiffige Kirche, die Anfang des 17. Jh. (Inschrift 1609) gebaut wurde und uns wieder mit ihren vorzüglichen Wandmalereien bezaubert.
Die einschiffige Erzengelkirche, sv. Archangeli, aus der Mitte des 13. Jh. besticht durch ihre reichen keramischen Verzierungen an den Fassaden mit ihren preudokonstruktiven Blendnischen.
In unmittelbarer Nähe steht die kleine einschiffige Kirche Sveta Petka oder Sveta Paraskeva mit ähnlichem Fassadenaufbau und Verzierungen wie die Erzengelkirche. |
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Nun folgt eine lange Etappe durch Südostbulgarien: Wir fahren von der südlichen Schwarzmeerküste auf nicht sehr guten Straßen zunächst nach Malko Tărnovo an der Grenze zur Türkei und dann zu dem kleinen Ort Brăšljan mit typischen kleinen Holzhäusern auf einem mit Lehmziegeln gebauten Erdgeschoss.
Dort treffen wir einen 80-Jährigen, der ein paar Worte deutsch spricht, die er als Schüler in Burgas gelernt hatte. Besonders auffallend hier im Dorf (das ja nur aus ein paar Häusern besteht) ist eine winzige Kombination zwischen einer kleinen Kirche (etwa von der Größe eines Wohnzimmers, nur Erdgeschoß, schmucklos, Ziegeldach) und angebauter einzimmrig-einklassiger Schule.
Das ganze Ensemble ist ebenso schmucklos wie grau und es ist in die Erdoberfläche eingetieft sowie schließlich noch unter riesigen Linden versteckt. Eine wunderschöne Fahrt vorbei an einem Stausee bringt uns nach Ivailovgrad, nahe der türkischen Grenze.
Von dort weist man uns den Weg die wenigen Kilometer zur Villa Armira. Zu unserer Freude ist die Verfasserin des gleichnamigen "Armira-Buches", Geri (nämlich Gergana Kabakčieva) anwesend.
Wir werden begeistert begrüßte und erhalten noch einige ergänzende Informationen. Besitzer dieser Villa war ein thrakischer Aristokrat vom Ende des 1. bis ins 2. Jahrhundert (mit seinen beiden Kindern in einem Mosaik abgebildet). Diese umfangreiche und bisher größte Villa in Bulgarien besitzt schwarzweisse und farbige Mosaiken, ein offenes Schwimmbad, beheizte Räume, warme Bäder und mehrere repräsentative Säle.
Die anschließende Route von dort führt uns auf der Straße 509 über Krumovgrad nach Tatul.
Wir erleben eine zauberhafte Panoramastraße mit Ausblicken auf die Rhodopen und einer interessanten Wegstrecke zu dem eindrucksvollen, erst im Jahre 2000 entdeckten thrakischen Heiligtum (2. Jahrtausend vor Christus) mit einem "Sarkophag", der über dem Abgrund zu schweben scheint und einem Orpheustempel aus römischer Zeit.
Auf kleinen aber wunderschönen Straßen erreichen wir nördlich von Kărdžali Perperikon. "20 min" sei der Anstieg auf das Plateau, schreibt unser Führer.
Wir brauchen etwas mehr Zeit, um auf den Berg zu kommen. Es handelt sich um eine beeindruckende Festung bzw. Höhensiedlung! Siedlungsspuren vom 7. Jahrtausend vor (!) bis ins Mittelalter (14. Jahrhundert nach Chr.). Wir sehen eindrucksvolle Steinsarkophage in der kleinen und großen Nekropole, die Bischofskirche mit Kanzel auf der Akropolis; das "Prinzessinnen-Zimmer" mit grandiosem Blick über das Land, einen mittelalterlichen Turm und die ebenso tiefe wie große Zisterne. |
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Recht schmale Straßen führen uns dann schließlich zum Kilifarevski-Kloster. Die erstaunlich große und völlig überraschende Ansammlung von Autos vor dem Kloster klärt sich rasch auf: wir erleben eine orthodoxe Taufe mit, wobei wir ermuntert werden, näher zu treten und möglichst viele Bilder zu machen. |
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Jemand aus der Gemeinde stellt sich hinter uns und erklärt uns (auf deutsch!) in komprimierter Form das Wesen der Orthodoxie, die Freude über diese Taufe und die Ehre, uns als Gäste dabei zu haben... . Es handelte sich bei diesem Kloster übrigens um eine in der Mitte des 14. Jahrhunderts gegründete, jetzt von Nonnen betriebene (Blumenschmuck!) beinahe "wehrhafte" Institution mit einer in der Mitte des 19. Jh. unter Einbeziehung älterer Bauteile errichteten Kirche in einem abgelegenen Flusstal mit offensichtlich aber recht intensivem Leben. Das zweite Kloster in dieser Region, das Kapinovski-Manastir ist wieder nur über sehr schmale Wege zu erreichen. Hier schlurft eine Alte herum, die in erster Linie Geld für's Fotografieren will. |
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Nach einem etwas mühsamen Aufstieg sind wir im weltlichen und geistlichen Zentrum des 2. Bulgarischen Reiches (1185 - 1396): wir sehen die Reste des Zaren- und Patriarchenpalastes sowie die rekonstruierte Kathedrale auf dem Carevec – Hügel.
Von hier bietet sich auch ein guter Blick auf den zweiten im Mittelalter besiedelten Hügel Trapezica mit seinen ausgegrabenen, teilweise restaurierten Palästen und Kirchen. Im Jantra-Tal selbst sehen wir anschließend eine Reihe von mittelalterlichen Kirchen. Die meisten sind wiederaufgebaut, nachdem sie durch das Erdbeben von 1913 beträchtlich zerstört worden waren. Da ist der einschiffige Kuppelbau der 1185 errichteten Demetriuskirche (Sv. Dimităr). Oder die Kreuzkuppelkirche Peter und Paul aus dem 13./14, Jh. und die Georgskirche aus dem Anfang des 17. Jh. Alle Kirchen zeichnen sich durch mehr oder minder gut erhaltene Fresken aus verschiedenen Jahrhunderten aus.
Wir kehren zum Eingang auf den Carevec zurück und besuchen von dort aus noch das "moderne Tărnovo".
Vorbei am berühmten Han Hadži Nikoli (1858-62 vom populären bulgarischen Architekten Koljo Fitcheto errichtet: Han = orientalische Herberge/Gasthaus) kommen wir schließlich ins Zentrum und laufen über die legendäre Ulica Gurko zurück bis zum ehemaligen türkischen Konak (türkisches Amtsgebäude, 1872 ebenfalls von Fitcheto errichtet; 1879 Sitz der ersten Nationalversammlung nach der Befreiung) und von dort zu unserem Auto. Dieser Rundgang ist ein wenig anstrengend. Aber er hat uns die jahrhundertelange bedeutende Tradition der Stadt eindrucksvoll und nahe vor Augen geführt... . Eine der letzten Etappen soll uns noch in Richtung Gabrovo auf der Passstraße zum Šipka führen mit dem Abzweig nach Boženzi. Es handelt sich hier um ein "ethnographisches Museumsdorf", winzig klein, nur eine Handvoll Häuser und völlig abgelegen. Wir hatten das Dörfchen vor 13 Jahren besucht und es hatte uns damals tief und nachhaltig geprägt. Wir haben in einem der Restaurants sehr typisch und köstlich zu Abend gegessen und anschließend auf dem Besucherparkplatz übernachtet. Die erste Heimreiseetappe bringt uns noch einmal zurück an den Stadtrand von Sofia: zur Bojana-Kirche. Diese sehr kleine Kirche entstand in drei Phasen: der älteste kleine Teil im 12./13. Jahrhundert. Diese Kirche war von der bulgarischen Zarin Eleonore von Reuß zu Köstritz (1860 -1917), der zweiten Frau von Zar Ferdinand gerettet worden. Ursprünglich sollte sie nämlich einer großen Kirche weichen. Die Zarin bekam schließlich hier auch ihre letzte Ruhestätte.
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Zum Ende noch eine erklärende Anmerkung: |
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© Prof. Uhlich, 2014 |