Baltikum
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Polen |
Schon in Polen fällt uns auf, daß die touristischen
Schwerpunkte dieser Region, nämlich die Ostseeküste, das Gebiet um Danzig
und die Masuren, auffallend wenig besucht sind.
Ganz offensichtlich bleiben die früher immer ausgebuchten
Hotelburgen und die ziemlich phantasie- und lieblos gebauten, großen Ferienanlagen
leer, weil sich die Feriengäste - besonders auch aus der ehemaligen DDR
- andere Reiseziele ausgesucht haben.
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Kamien, Dom St. Johannes |
Auf unserer Anfahrt lassen wir Stettin westlich
liegen und spazieren dann etwa 60 km weiter nördlich durch das kleine
Provinzstädtchen Kamien.
Der gewaltige Backsteinbau des St. Johannes-Doms
lädt zu einer Besichtigung ein. Ursprünglich wollten wir hier ein
Konzert hören, das im Sommer immer freitags sei. Es fiel aus, sodaß
wir genug Zeit finden, uns in aller Ruhe den völlig verschwiegenen,
romantischen Kreuzgang im Klosterhof anzuschauen.
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Etwas später finden wir dicht bei den Dörfern Lüchenthin und Poberow
einen einsamen Stellplatz.
Unser Fahrzeug steht zwischen den niedrigen Kiefern unmittelbar
über den Dünen am Meer. Fast keine Menschen, kilometerlanger Sandstrand,
das Rauschen der Wellen, Sonnenuntergang! Alles in allem ein Ferienauftakt,
wie er schöner nicht sein kann.
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Ostsee-Küste bei Lüchentin, am Tage
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Ostsee-Küste bei Lüchentin, abends
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An der pommerschen Küste wird man sowohl in Kolberg als auch etwas
weiter in Kösslin einen Halt einlegen.
Während uns hier der riesige Mariendom, das Rathaus von
Schinkel und die Fußgängerzone mit den wunderschön restaurierten Bürgerhäusern
fesseln, beeindruckt uns dort der gewaltige Backsteinbau der Marienkirche,
in deren Altarraum die beim Brand geretteten Holzfiguren an einem modernen
Gitter gleichsam schwebend gehalten werden.
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Kolberg, Bürgerhäuser |
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Ein landschaftliches Kleinod dann die "Kaschubische Schweiz" mit
der Klosterkirche von Kartaus, an einem See in parkähnlicher Umgebung.
Danzig!
Eine Stadt, über die es eine schier endlose Zahl von Beschreibungen, Führern,
Foto- und Bildbänden gibt. Wo sich am Samstag abends Menschenmengen durch
die Straßen schieben, sieht man am Sonntag Vormittag nur vereinzelt einige
Kirchgänger.
Die prächtigen Fassaden der Häuser, die bunten Schilder
der Geschäfte und Kneipen, das berühmte Kranentor, das Goldene Tor, die
Kirchen, das Rathaus: wir können alles in der Morgensonne bestaunen auf
unserem Spaziergang durch die allmählich erwachende Stadt.
Jetzt nur ein Kurzbesuch, weil man an Danzig nicht einfach vorbei fährt!
Während eines früheren Aufenthaltes haben wir die Stadt
schätzen gelernt; es würden einige Tage nötig sein, um sie hinreichend
kennen zu lernen.
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Danzig, Kranentor |
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Tunnelartige, schattige Lindenalleen führen uns weiter nach Osten, bis
wir in der Ferne das alte Zentrum des Deutschritterordens erkennen, die
Marienburg in Malborgk.
Es ist der größte Backsteinbau und überhaupt einer der
gewaltigsten Burgenkomplexe Europas. Trotz einer 3-stündigen anstrengenden
Führung treppauf und treppab haben wir nur einen winzigen, wenn auch höchst
eindrucksvollen Teil des Komplexes gesehen.
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Malborgk, Marienburg |
Malborgk, Marienburg, Hauptturm |
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Allenstein mit Schloß und Jakobskirche sind ebenso wie Rössel
mit seiner trutzigen Bischofsburg eindrucksvolle Zeugen einer bewegten
mittelalterlichen Geschichte.
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Rössel,
Wallfahrtskirche »Heilige Linde«
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Die Wallfahrtskirche Heilige Linde oder
Svieta Lipka zeugt mit seiner Marienverehrung gleichermaßen
von einer tiefen Volksfrömmigkeit wie auch durch die vielfältigen
Souvenirläden von einer durchaus quirligen Geschäfts- tüchtigkeit
der Bewohner dieser Region.
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Dann ein bedrückender Besuch!
Ein beklemmendes Mahnmahl des Größenwahns der Führer des dritten Reiches:
die Ruinen der "Wolfsschanze", ein Dokument des vergeblichen Versuchs,
die Betonbunker zu sprengen. Und die Gedenkstätte des Attentatsversuchs
auf Hitler vom 20.Juli 1944.
Über kleine Sträßchen kommen wir nun durch eine malerische
Seenlandschaft vorbei an Krutyn und Ukta mit ihren bunten,
alten und liebevoll mit Blumen verzierten Holzhäusern.
Wir sind im Gebiet der Masuren, sehen überall
auf den Strommasten, Dächern und Schornsteinen Storchennester, an den
Flüssen und Seen Boote und Fischer. Gelegentlich ein Pferdefuhrwerk oder
ein hoch beladener Heuwagen.
Am Straßenrand Kinder, die Erdbeeren oder Pilze anbieten. Eine Stimmung,
die friedlicher kaum sein kann, hier und da aber durchaus auch Armut erkennen
läßt.
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Woynowo,
orthodoxes Frauenkloster
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In Wojnowo erreichen wir über einen Feldweg
ein Kleinod.
Es ist das alt-orthodoxe Frauenkloster "des Entschlafens der
Gottesmutter".
Eine ganz junge und sehr zugewandte Nonne läßt uns herein und erklärt
uns einiges zum Orden, dem asketischen Leben dort und der Geschichte
des Kirchleins.
Über Augustow kommen wir später auf der
sehr gut ausgebauten A5 zur polnischen Grenze nach Litauen, wobei
der Grenzübergang auf beiden Seiten völlig unkompliziert, rasch
und ohne wesentliche Kontrollen vonstatten geht.
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Prof. Uhlich, 2001 |