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Estland


Die Straßen- und Ortsnamen klingen schon ein wenig wie finnisch; später erfahren wir, dass diese beiden Völker sich nahezu problemlos verständigen können, da ihre Sprachen so verwandt sind.


Dorpat, Kirchenruine

Dorpat (oder:Tartu), eine kleine Universitätsstadt, ist unser erstes Ziel in Estland. Wir parken im Zentrum und wandern hinauf auf den ehrwürdigen Domberg mit der Ruine der Domkirche und dem Karl.E.von Baer-Denkmal.
Das frühklassizistische Rathaus beherrscht den gleichnamigen Platz, an dessen anderem Ende man das "schiefe" Haus bewundern kann, sozusagen der "Schiefe Turm von Dorpat".

In meinem Notizbuch finde ich später den Eintrag: "mir imponiert die völlig streßfreie Atmosphäre dieser schönen Stadt..." richtig: es herrscht eine gelöste Stimmung unter den Studenten und Passanten, denen, die einkaufen gehen, zur Arbeit gehen oder von ihr nach Hause kommen, ihre Kinder spazieren führen oder auf den Parkbänken sitzen: eine einladende freundliche und schöne kleine Stadt, dieses Dorpat.

Knapp 200 km sind es bis nach Tallinn. Die Straßen sind, wie übrigens überall im Baltikum, viel besser als ihr Ruf: die Strecke ist rasch zurückgelegt und wir finden einen ruhigen Parkplatz für die Nacht in der Nähe des Hafens.

Doch noch steht eine ausgiebige Erkundung der Innenstadt auf dem Programm.


Tallinn, Panorama

Tallinn, orthodoxe Kathedrale

Wieder können wir uns einen herrlichen Rundblick verschaffen. Eine Übersicht über das Zentrum der alten Kernstadt bis hinaus auf das Meer. Nicht von einem hohen Kirchturm, sondern diesmal von der Aussichtsplattform des Domberges, auf dem sich neben Schloß und Dom noch die Alexander Newski Kathedrale findet.

In der Stadt beeindrucken uns die vom Deutschen Orden erbaute Nikolaikirche und das Rathaus, der Kanonenturm und wieder eine Vielzahl von Häusern reicher Kaufleute, die sich mit ihren prunkvollen Fassaden ein Denkmal gesetzt haben sowie den einmalig schönen Gildehäusern.
Wir erleben hier einen Sommerabend mit fast südlicher Stimmung. Erstmals begegnen uns erkennbar mehr Touristen als bisher; vielleicht durch den Hafen und die Nähe von Helsinki: fast 20 Fähren täglich verbinden die beiden Städte über die Ostsee. Die Überfahrt dauert nur 2 bis 3 Stunden!


Tallinn, Bürgerhäuser
 

Von zwei lohnenden Rundfahrten soll hier noch die Rede sein.

Die erste Tour
führt uns durch den Nordosten Estlands und verläuft von Tartu (Dorpat) zunächst in nordöstlicher Richtung zum Peipussee, auf dessen Eis es mörderische Schlachten gegeben hat.


am Peipussee, Mustvee

Die Straße Nr. 3 führt uns dann weiter nach Norden und über kleinere Wege hin zum einzigen Frauenkloster des Landes, nämlich in Kuremäe, in dem heute über 100 Nonnen leben und arbeiten. Ein sonntäglicher Gottesdienst dort mit den Klängen der orthodoxen Liturgie ist mir unvergeßlich.

 


Kuremäe: Himmelfahrtskathedrale


Kuremäe: Klosterkirche
 


Zwei oder drei Fahrstunden weiter bietet Narva, die Grenzstadt zu Rußland, nicht allzu viel Sehenswertes bis auf die gewaltigen Anlagen der Hermannsfeste diesseits und die Burg Ivangorod jenseits des Grenzflusses Narva.


Narva mit Hermannsfeste und Ivangorod

Am Meer entlang und zurück in westlicher Richtung finden sich völlig unberührte und sehr variable Küstenabschnitte: eine ideale Camping-, Urlaubs- und Bade-Region!

 


Steilküste Ostsee


flache Ostseeküste
 


Dann aber interessiert uns die Region der berühmten schloßähnlichen Herrensitze, die heute größtenteils als Museen und Hotels umgebaut und restauriert worden sind und so erneut von der ehemaligen Pracht und dem Reichtum ihrer Erbauer zeugen wie z.B. Vihula, Sagadi und Palmse.

 


Vihula, im Herrenhausgarten


Sagadia, Hauptgebäude
 

Verfallen: Kolga

Herrenhaus Palmse
 


Kurz vor Tallinn müssen wir noch das Brigittenkloster besuchen, das eine gelungene Synthese darstellt zwischen der gewaltigen Ruine der alten Klosterkirche mit umgebenden Gemäuern und dem modernen klösterlichen Neubau.


Brigittenkloster bei Tallinn

 
 

Die zweite Tour
führt uns auf die Insel Saaremaa.

Auf guten Straßen sind die etwa 150 km nach Virtsu, dem Fährhafen zur Insel Saaremaa rasch zurückgelegt. Die Insel ist eine einzige Kette von Sehenswürdigkeiten, eingebettet in eine noch weitgehend vom Tourismus unberührte Natur.

 


Saarema: Liiva


Saarema: Valjala
 


Man besuche zumindest vier Kirchen, nämlich die dreistufige, elegante von Liiva, die älteste Steinkirche mit dem asymmetrischen Portal in Valjala, die als Scheune mißbrauchte Wehrkirche von Poide und die Kirche mit den Fresken und Teufelchen von Karja.


Saarema: Wehrkirche Poide

Das Museumsdorf Koguva vermittelt uns einen Eindruck von dem entbehrungs-reichen und kargen Leben der Inselbewohner in den vergangenen Zeiten.


ausgedientes Boot als Schutz für die Grenzmauer

Die malerische Ansammlung von Windmühlen, beispielsweise bei Angla erinnert an Holland.


Windmühlen von Angla

Wir sehen den Meteoritenkrater von Kaali, schlendern durch die Inselhauptstadt Kuressaare mit der Arensburg und nehmen am äußersten Südende am Leuchtturm bei Sörve, den man jetzt wieder besuchen kann, Abschied von der Insel Saaremaa, diesem touristischen Kleinod Estlands.

 


Leuchtturm Sörve

Arensburg in Kuressaare


Mit etwas Wehmut verlassen wir dieses kleine aber wunderschöne und sehr gastfreundliche Land.


Abendstimmung am Meer

Wesentliche Grenzformalitäten oder lange Warteschlangen gibt es nicht, zumindest nicht jetzt, Ende Juni.

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© Prof. Uhlich, 2001, 2002